Die Banditin I
Ein Mädchen sah er dort stehen,
Einsam, wie es schien,
Zu ihr wollte er hin gehen,
Um zu betreiben die Sühn.
Doch als er vor ihr stand,
Da blitzte schon das Messer auf,
Er keine Worte mehr fand,
Es steckte in ihm bis zum Knauf.
Das Geld nahm sie ihm ab,
Wie eben auch sein Leben,
Der Preis war nicht zu knapp,
Einen Kuss tat sie ihm geben,
So ging sie auf ihren Pfaden,
Der Wald war ihr Zuhaus,
Es waren der ihren Taten,
Welche brachten den König zu Braus.
Sie ist eine Banditin,
Das Leben gefällt ihr so,
Ihr Handwerk baut auf Sinn,
Uninteressant ist das wo...
Die Banditin II
Eine Kutsche war das nächste Ziel,
Es war eine von dem Grafen,
Drinnen waren der Steuern viel,
Welche sollten kommen zum Hafen.
So sprang sie aus dem Gebüsch
Als die Kutsche fuhr vorbei,
Die vier Wachen klotzten wie ein Fisch,
Sie lächelte ihnen ins Konterfei.
Eh der erste erhob das Schwert,
War er schon tot,
Er flog von seinem Pferd,
Es leuchtete sein Kragen rot.
Zwei wollten sich auf sie stürzen,
Doch sie wich ihnen aus,
Um einen Kopf tat sie sie kürzen,
Das Blut, es schoss heraus.
Die vierte Wache wollte fliehen,
Aber ein Dolch flog ins Genick,
Keiner sollte seine Wege ziehen,
Wenn sie traf deren mit ihren Blick.
Die Kiste gehörte nun ihr,
Gold in Massen,
Die Kadaver für die Tier,
Sie wird es niemals lassen...
Die Banditin III
Der König ließ Wächter schicken,
Um sie im Wald zu finden,
Scharen stürmten über Brücken,
Um sie an Gottes Gericht zu binden.
Sie beobachtete sie von oben,
Auf den Bäumen sie saß,
So war sie sicher erhoben,
Und hatte ihren Spaß.
Fallen hatte sie ausgelegt in Mass,
Speere, Gruben und auch Keile,
Diese waren ihr gebündelter Hass
Gegen diese Soldaten in Eile.
Und die Tore traten in sie hinein,
Man hörte ihre Schreie,
Man hörte, wie vergang ihr Sein,
Ein Jeder war an der Reihe...
Sie waren danach alle tot,
Mit Spitzen durchbohrte Rümpfe,
Das Licht färbte das Laub rot,
Und bracht den Blick auf blutig Stümpfe...
Sie schwang sich hinunter,
Der Anführer war ihr Ziel,
Scheinbar war er noch munter,
Klammerte sich an des Lebens Stiel.
Sie sah ihn an,
Und etwas zerbrach in ihr,
Dies war der Mann,
Der einst kam durch des Traumes Tür...
Die Banditin IV
Einst stand sie auf einem Wege,
Welcher verlief bis zum Horizont,
Ihre Schritte waren träge,
Sie hat nicht mehr gekonnt.
Das Feld war rot,
Die Sonne stand weit oben,
Was die Natur hier gebot,
Kam von ganz weit droben.
Einsam ging sie so weiter,
Ohne Kleid und ohne Schuh,
Da kam ein schwarzer Reiter,
Das Rot wurde zu Grau im nu....
Und er kam näher,
Näher an sie heran,
Sie, ein Geher,
Brauchte einen starken Mann.
Und er war bei ihr,
Der schwarze Reiter,
Eher Mensch, als Tier,
Lauter Blasen und Eiter.
Ein Schwert er zog,
Wollte sie so köpfen,
Der Traum sich verbog,
Etwas sprang zu den Geschöpfen.
Es war ein Mann,
Von stattlicher Figur,
Es gab kein Wann,
Es war der Eine nur.
Und sie erwachte,
Als sie erkannte sein Gesicht,
Etwas ihr nachlachte,
Als der Traum zerzischt...
Die Banditin V
Nun lag der Mann aus dem Traume,
Vor ihr in ihrer Falle,
Halb zerquetscht von einem Baume,
Spuckte er Blut und Galle.
Langsam zog sie ihn hervor,
Achtete auf seine Wunden,
Klein, waren sie zum Glücke nur,
Er würde kommen über die Runden.
Sie nahm ihn liebevoll mit Heim,
In ihr gehütetes Versteck,
Zweifel erstickte sie im Keim,
Sorgen wischte sie weg.
Auf ihr Bette legte sie ihn hin,
Nahm Tuch und Wasser,
Abtupfend sein Kinn,
Damit er nicht wird noch blasser.
So pflegte sie ihn Tag und Nacht,
Kräuter und Binden kamen viele,
Bis er doch erwacht,
Und sah des seinen Ziele...
„Du bist die Banditin,
Welche wir töten sollten,
Nun ich bei dir bin,
Der, der all unser Hass hat gegolten.“
„Ruhe dich aus,
Du edler Recke,
Ich nahm dich nach Haus,
Das du mir nicht verrecke.“
Die Banditin VI
Was sollten sie nun machen,
Er unterstand dem Herrscher,
Sie, der dunklen Diebes Sachen,
Keinen Ausweg es gab mehr.
So trennten sich der ihren Pfade,
Er ging zurück zur Burg,
Es lief des Zeiten Rade,
Sie hatte äußerst große Sorg.
Und eben dieser zerbrach sie,
Sie verkroch sich in ihrem Walde,
Kutschen überfallen wurden nun nie,
Der König im Gold schwamm balde.
Doch er wollte noch immer ihren Kopf,
Er schickte wieder Wächter aus,
Sie fanden und packten sie am Schopf,
Und schafften sie aus ihrer Heimat raus.
Vor den Throne wurde sie geworfen,
Nackt, um sie zu brechen,
Ein Jeder sah ihre Kurven,
Ein Jeder wollte sich rächen.
Doch der König nur sprach vom Stricke,
Der am nächsten Morgen sollte hängen,
Es sei genug der Tücke,
Bei dem Turnier sehe es jeder von den Rängen.
So wurde sie ins Verließ gestoßen,
Kein Kirchmann wurde zu ihr geschickt,
So ergang es manchen Großen,
Am Kummer sie wäre fast erstickt...
Die Banditin VII
Sie erwachte aus den ihren Träumen,
Als sie hörte ein Klacken,
Das Geräusch schallte in den Räumen,
Man tat sie von hinten packen.
Sie wurde aus dem Verlies gezogen,
Sie kam wieder ins Licht,
Der König, er hatte gelogen,
Merkte sie, als sie erhob das Gesicht.
Es war kein Galgen,
Es war der Henker mit dem Beile,
Der stand auf der Bretter Balken,
Wartend und ohne Eile.
Eine schwarze Kapuze trug er,
Sein Gesicht war verborgen,
Schrecklich sah er dadurch aus noch mehr,
Sie machte sich langsam Sorgen.
Vorgeführt wurde sie,
Ihr Haupt kam auf das Holz,
So lag sie auf dem Knie,
Bibbernd, ganz ohne Stolz.
Sie erwartete den Stoß,
Aber er ließ auf sich warten,
Auf einmal war Blut auf ihrer Hos,
Sie vernahm einen Aufschlag, einen harten.
Und des Henkers Haupt,
Statt der ihren,
Rollte an ihr vorbei,
Wer hatte so etwas sich erlaubt,
Von der Tribüne kam ein Schrei.
Sie wurde gegriffen,
Auf ein Pferde gelegt,
Von einem Pfeile gestriffen,
Sich der Gaule regt.
Es ritt fort,
Raus aus dem Gefecht,
Dort, wo geschah der Mord,
Wo starb der Henkersknecht.
Die Banditin VIII
Das Pferd brachte sie zu einer Hütte,
Sie stieg ganz langsam ab,
Wer hatte vollbracht die Bitte,
Zu bringen sie hier herab?
Doch ein zweites Pferd kam schon an,
Es ritt sehr schnell,
Auf ihm saß ein Mann,
Welcher trug eine Rüstung hell.
Als dieser setzte ab den Helm,
Sie ihn erkannte,
Es war der kleine Schelm,
Der ihr durch den Traum nachrannte.
„Ich konnte nicht zulassen,
Was sie wollten tun mit dir,
Sie werden mich dafür hassen,
Aber so bist du nun bei mir...“
„Warum die Abkehr?
Warum hilfst du mir?
Warum setzt du dich zur Wehr?
Warum treffen wir uns hier?“
„Ich habe des Königs Plan durchschaut,
Er will die Unterschicht ausbeuten,
Er brüstet sich damit gar laut,
Etwas hat die Such nach dir zu bedeuten...
Lass uns ihn stürzen,
Er soll vor die Füße der Bettler fallen,
Lass uns sein Haupte kürzen,
Lass uns aufstellen die Fallen.
Außerdem ich hab erfahren,
Das du die Beute gibt’s den Armen,
Du tust sie niemals selbst verwaren,
Dein Herz ist voll Erbarmen“
„Ich bin ein Kind der Freiheit,
Mit dem König will ich nicht streiten,
Mir geht es um Gleichheit,
Ich mich nicht lass von Macht her leiten.“
„Verzeih, ich war zu hart,
Ich will nicht an des seinen Stelle,
Es ist nicht der meinen Art,
Außerdem ich bin dafür nicht so helle.“
„Aber ich werd dir helfen,
Die Bauern zu befreien,
Wie einst bei den Elfen,
Wird das Böse am End schreien.“
Die Banditin IX
Als Erstes mussten Streiter gefunden werden,
Denn nur mit vielen Leuten,
Konnten sie es schaffen gegen die Herden,
Wo konnte man Helfer erbeuten?
Die Spelunken waren überfüllt,
Doch darin saß nur der Abschaum,
Sie waren in Schatten gehüllt,
Äußerst dunkel war’s im Raum.
Er hatte nun eine Waldläuferkleidung an,
In der Wachen Gewänder war er gesucht,
Eine Kapuze tief in sein Gesicht hang,
Sah er aus, wie gerade auf der Flucht.
Augenpaare blickten sie an,
Als sie durch die Türe schritten,
War hier denn ein Mann,
Welchen man konnte bitten?
Sie brachten vor ihr Begehr,
Manche schluckten bei den Worten,
Andere machten sofort kehr,
Es gab halt verschieden Sorten.
Aber auch manche hörten ihnen zu,
Sie sich in eine Liste einschrieben,
Und schon waren sie zu Zwölft im nu,
Die Freiheit schienen auch andere zu lieben.
Kneipe für Kneipe zogen sie weiter,
Und immer größer wurde ihre Gruppe,
Bald hatten sie sogar ein paar Reiter,
Bald wollten sie versalzen des Königs Suppe.
Verschiedene Krieger hatten sie nun,
Schützen, Nahkämpfer und Dergleichen,
Aber wo sollten die Hundert Schwertarme ruhen?
Wohin sollten sie hin ausweichen?
Also ging es zurück zum Wald,
Dort wurd ein Lager errichtet,
Der Angriff sollte kommen bald,
Sobald sich der Himmel verdichtet.
Die Banditin X
Als Zweites kam der Plan,
Er musste sicher sein,
Wie kommen sie an den König heran,
Wie können sie zerstören seinen Schein?
Sie grübelten lange,
Die Nacht ganz ohne Ruh,
Doch mit dem Hahnenklange,
War er in Sack und Schuh.
Ziel war die Jagd im Freien,
Welche stattfinden sollte,
Nur wenige würden hören das Schreien,
Man es so machen wollte.
Es wurd gezimmert und gesägt,
Bretter und Pfeile wurden erzeugt,
Viele Bäume wurden zerlegt,
Der Wald sich dem Menschen beugt.
Schwerter wurden geschliffen scharf,
Pfeilspitzen wurden gegossen,
Ein Verräter wurde entlarvt,
Und sogleich erschossen.
Bald waren sie bereit,
Bewaffnet bis zur Brust,
Sie hatten noch etwas Zeit,
Aber es kochte des Blutes Lust.
Der Wald bot ihnen Schutz,
Die Bögen würden nicht ruhn,
Sich durchsetzen gegen des Königs Trutz,
Würden sie alles dafür tun.

|
|
 |
|