Ohne Anstand
Ich sah dort einen Ritter stehn,
Umgeben von des seinen Knappen,
Er suchte die Prinzessin schön,
Bei dem Turnier der noblen Rappen.
Schon sprang er auf des seinen Gaulen,
Trieb hinein die spitzen Sporen,
Achtete nicht auf das laute Jaulen,
Ritt voran zu des Burges Toren.
Er reiste weit, er reiste schnell,
Wind und Wetter ihm egal,
Der Glanz der Liebe war zu grell,
Ihm blieb gar keine andre Wahl.
Nun stand er dort,
In nobler Pose,
Sprach ein Wort –
Erhielt ne Panzerhose.
Auf zum edlen Gefecht!
Er ritt nun zum Gegner hin.
"Kämpft um des Prinzess Recht!"
Erschall des Königs Stimme dünn.
Sie fochten, schlugen
Und keiner vermocht zu siegen,
Bis das Schicksal ihn tat ersuchen –
Der Feind stolpert und blieb liegen.
"Nun ist die Prinzess dein!"
Sprach der König mit erhobnen Kelche.
"Und ich erwarte auch kein Nein,
Zu bekommen Kinder mit ihr welche!"
Doch als der junge Ritter dann,
Das vermeintlich schön Gesicht gewahrt,
Dreht er sich um und ran,
Denn der Anblick war zu hart.
So merket euch nun, ihr vielen Leut,
Zu kämpfen um die Maid ist eine Freud,
Doch will man sie auch vorher sehn,
Vielleicht ist ihr Antlitz gar nicht schön.
Man kaufte sonst die Katz im Sacke –
Und das wäre wirklich Kacke...

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